An Vereinen ist Nussloch nicht arm. Die bekannte Sangesfreudigkeit unserer Bevölkerung war wohl Grund dafür, dass sich als erster Verein ein Gesangverein bildete und zwar der „Sängerbund“ im Jahre 1867.
Im Jahre 1876 kam der „Liederkranz“ hinzu. Aus dem Jahr 1881 ist uns folgedes Bild des Sängerbundes der später mit dem Liederkranz zum MGV fusionierte überliefert.
Von den dort abgebildeten Sängern erleben einige die Jahrhundertwende im damaligen Liederkranz. Der Liederkranz wechselt ins Biedermaier und erlebt die Blüte des damaligen Kaiserreiches. 28 Jahr nach seiner Gründung, aus dem Jahr 1895 zeugt das folgende Bild vom Stolz der damaligen Sänger. Neben den fotografischen Details mit den gemalten Kulissen die hier schön sichtbar sind, ist auch der Sänger links mit Schirmmütze von Interesse. Diese trägt die Aufschrift „Lieder-Kranz“.
Seit dem 21. August 1938 trägt der aus dem Zusammenschluss von „Sängerbund“ und „Liederkranz“ entstandene Gesangverein den Namen „Männergesangverein 1867 Nussloch e.V.“.
Zeit, Form und Umstände der Gründung sind uns durch Protokolle und Drucksachen genau überliefert. So heißt es in der Denkschrift zum 40-jährigen Bestehen:
„In unserem lieben Heimatorte Nußloch hatte man in der Zeit vor dem Jahre 1867 keinen Begriff von schönem und edlem Gesang. Nie konnte man ein schön gesungenes Lied hören, immer nur wurden die alten und abgedroschenen Gassenhauer herunter geschrien. Um das Geschrei zu vermindern und in gesanglicher Hinsicht veredelnd auf die Gesamteinwohnerschaft zu wirken, versuchten des öfteren, Gesangs liebende Männer einen Gesangverein ins Leben zu rufen, wodurch sie ihren Wunsch zu erfüllen hofften, doch nie wollte dies gelingen.
Endlich im Jahre 1867, es war am 10. November, gründeten man einen Gesangverein und gab ihm den Namen „Sängerbund“.
Sofort begann ein emsiges Schaffen. Bei den wöchentlichen Gesangsstunden zeigte jedes Mitglied seine Begeisterung für das begonnene Werk.
Dadurch, dass es alle Aufmerksamkeit und alles Können nur auf den Gesang richtete und die Weisungen des Dirigenten Wilhelm Geierhaas genau befolgte, konnten schon bald recht schöne Erfolge erzielt werden.
Zu den Gesangsstunden strömten nun immer eine Menge Personen der Gemeinde herbei, welche auf der Straße stehend dem Gesang lauschten. Bis dann ein Lied von den Sängern erfasst war, war es auch den auf der Straße stehenden Männern, Burschen und so weiter bekannt und flugs wurden die im Verein erlernten Lieder nachgesungen. Dadurch zogen nach und nach neue Melodien in unsere Heimatgemeinde ein und der Zweck, den die Gründer im Auge hatten, wurde erreicht in einer nie erhofften Vollkommenheit.“
In der Folge nahmen beide Vereine an Gesangswettstreiten teil. Im Mai 1914 konnten beide Vereine ihre wohl größten Erfolge erzielen. 1a-Preise und beste Tagesleistungen machten zusammen mit dem von Großherzog Friedrich II. gestifteten Ehrenpreis Nußloch und seine Gesangvereine in der näheren und weiteren Umgebung überaus bekannt.
Neben der Pflege des Gesanges führte die beiden Vereine alljährlich ein größeres Theaterstück, ein Singspiel oder gar eine Operette auf. Hinzu kamen verschiedene Konzerte.
Im Jahre 1933 fielen die anspornenden Preissingen weg. Dies dämpfte den Sangeseifer erheblich. Als dann nach 1935 ein großer Teil der jungen Sänger zum Wehrdienst eingezogen wurde, traten Nachwuchssorgen auf. Mit dem Zusammenschluss beider Vereine zum Männergesangverein 1867 konnten dann die kommenden Jahre überbrückt und ab 1948 wieder an frühere Aktivitäten und Erfolge angeknüpft werden. Dank der neuen Führung (Vorstand Heinrich Fertig) und der musikalisch hervorragenden Leitung durch Chormeister Emil Bock erlebt der Verein einen mächtigen Aufschwung. Der Zustrom junger Sänger ließ die Sängerzahl bald die Zahl 100 überschreiten.
Nach dem Tode von Emil Bock übernahm Herbert Menrath, damals noch Musikstudent und selbst aktives Chormitglied, 1958 die schwierige Aufgabe, den Chor auf der erreichten Höhe zu halten. Dank seiner Autorität, die ihm seine außerordentliche musikalische Begabung verschaffte, gelang es ihm, den Leistungsstand des Chores zu festigen und weiter zu steigern.
1953/54 wurde innerhalb des Vereins ein Doppelquartett gegründet. Seinen eigenartigen Namen „Die Deichselesbuwe“ verdankt es dem musikalischen Patron des Vereins, Franz Fehringer, seinen Schliff und die Liedauswahl seinem Leiter Herbert Menrath. Seinem hervorragenden Ruf ist es zu verdanken, dass es auch weit über unsere Grenzen hinaus besondere Anerkennung fand.
Im Jahre 1963 starb der tatkräftige Vorstand Franz Wipfler im Alter von erst 37 Jahren. Der Aufstieg des Vereins wird immer mit seinem Namen verbunden bleiben.
Mit der Wahl von Karl Fehringer hatte der Verein das Glück, für eine lange Zeit nicht nur einen begnadeten Sänger (1. Tenor) sondern auch einen überaus aktiven und erfolgreichen Vorstand zu gewinnen.
Zum 100 jährigen Jubiläum wurde unser MGV mit der vom Bundespräsidenten für besondere Verdienste auf dem Gebiete des Chorgesangs gestifteten Zelter-Plakette für seine erfolgreiche Vergangenheit und seinen hohen musikalischen Stand geehrt.
Diese Zeit war geprägt durch außerordentliche Erfolge bei Wertungssingen und vorbildliche Konzerte.
1977 veranstalteten wir anlässlich unseres 110 jährigen Bestehens ein Chorkonzert mit rhythmisch betonten Melodien der damaligen Zeit. Zur Bereicherung des Programms wurde speziell für dieses Konzert ein Frauen- und Kinderchor gegründet. Die Begeisterung am Gesang war jedoch so groß, dass der Chor unter der späteren Leitung von Klaus Siefert bestehen blieb.
Heute sind wir zu Recht sehr stolz auf unseren Frauenchor.
In der Folge hatte unser MGV das große Glück, dass mit den Chorleitern Thomas Wind und Richard Geppert sowie den Vorständen Franz Elzer, Stefan Ditton, Rudolf Gspandl, Alwin Scheid und Werner Herb anerkannte Könner und hervorragende Persönlichkeiten die weitere positive Entwicklung sicherten.
Das Bild entstand während der Winterfeier 2011.
Mit Chorleiter Dr. Armin Fink und dem jetzigen Vorstandsteam, seit 2010 unter der Leitung von Gudrun Weyrauch steht unser MGV heute als Kulturträger in der Liste der Nußlocher Vereine.
Der 1977 gegründete Frauenchor ist unter den bisherigen Vorständen inzwischen zu einem der Fundamente des Vereins erwachsen. Daraus resultierte im Jahr 2010 die Namensänderungs von MGV 1867 Nußloch e.V. in MGV 1867 Nußloch Männer- und Frauenchor e.V.